“Danke für’s folgen” – zwei klassische Fehler

Gestern bekam ich von einem Twitter-Mitglied folgendes E-Mail: “Danke für’s folgen”. Abgesehen davon, dass das eine ziemlich undeutsche direkte Übersetzung aus dem Englischen (“thanks for following”) ist, nehme ich es zum Anlass, um zwei weitere “klassische” Fehler in der deutschen Rechtschreibung zu behandeln. Auch die beiden Fehler im oben genannten Beispiel waren schon immer Fehler und haben nichts mit der neuen deutschen Rechtschreibung zu tun.

Also: Verbindungen zwischen Präposition und Artikel – also im obigen Beispiel für und das - schreibt man bei allgemein üblichen Verschmelzungen zusammen und ohne Apostroph, also so: fürs. Selbiges gilt auch für ans, aufs, durchs, hinters, ins, übers, ums, unters, vors, am, beim, hinterm, im, überm, unter, vorm, zum etc.
Beispiele: Die Katze sprang aufs Bett. Er hat mich übers Ohr gehauen. Es ist Zeit, ins Bett zu gehen.

Ausnahmen sind nur eher ungewöhnliche und/oder umgangssprachliche Wendungen wie z.B.  Wir treffen uns nach’m Essen. Wir gehen in’n Zirkus.

So weit, so gut. Nun Teil 2, nämlich die Substantivierung von Verben.
Für Einsteigerinnen: Ein Substantiv ist ein Hauptwort (Tisch, Luft, Ärger) und ein Verb ist ein Zeitwort (jubeln, eislaufen, grollen).

Sobald vor einem Verb/Zeitwort ein Artikel (der, die das) steht, haben wir es mit einem substantivierten Verb zu tun. Das heißt, dass das Verb wie ein Substantiv verwendet wird, weil ja Substantive einen Artikel haben. Die Folge? Das Verb wird behandelt wie ein Substantiv und deshalb großgeschrieben. Also: Danke fürs Folgen. Deshalb entspricht danke fürs Folgen grammatikalisch der Aussage danke fürs Geschenk.

Außer den Artikeln gibt es noch andere Elemente, die auf eine Substantivierung hinweisen können (man denke nur an alles Gute, etwas Ähnliches, im Übrigen) – mehr dazu zu einem späteren Zeitpunkt.

12 Responses to “Danke für’s folgen” – zwei klassische Fehler

  1. Reimix sagt:

    Hi, bin gerade erst über deinen Blog gestolpert und freue mich über die verständliche Information. Als Texter und Reime-Macher werde ich meine Kollegen gerne auf deinen Blog hinweisen.

    Übrigens: Wie man liest gehöre ich zur “Der Blog-Fraktion”.

  2. Anna Schreibweis sagt:

    Eine weitere Knobelfrage im Kontext der Substantivierungen von Verben. Wie verhält es sich mit der Substantivierung bei “Verb-Modalverbkombinationen” im Sinne:

    das singen Wollen
    das Singen Wollen

    Sind beide Verben substantiviert oder nur das Modalverb?

    Über Kommentare würde ich mich freuen.

  3. Hallo Anna,

    hier verhält es sich genau so wie bei der Kombination aus Substantiv und Verb (das Gitarrespielen): Die beiden Wörter werden zusammengezogen, gelten somit als Einheit und das neue Wort wird substantiviert und großschrieben: das Singenwollen. Ob das schönes Deutsch ist, steht natürlich auf einem anderen Blatt :)

    LG
    Dagmar

  4. Anna Schreibweis sagt:

    Danke für die Antwort.
    Was ich noch nicht entdeckt habe, ist die Antwort auf die Frage, ob man in der Weise sowohl nach alter als auch nach neuer Rechtschreibung verfährt.
    Falls dazu noch jemand eine Antwort weiß: Her damit!

    Liebe Grüße, Anna

  5. Hallo Anna,

    ein ganz klarer Fall: Diese Regel hat nichts mit der Rechtschreibreform zu tun – das war auch davor so.

    LG
    Dagmar

  6. danker sagt:

    >Abgesehen davon, dass das eine ziemlich undeutsche direkte Übersetzung aus dem Englischen
    >(”thanks for following”) ist,

    Was wäre denn eine schöne Übersetzung?

  7. Eine nette deutliche Formulierung wäre zum Beispiel folgende: Vielen Dank, dass Sie unsere Tweets lesen! Oder: Wir freuen uns, dass Sie unsere Tweets lesen! Oder: Vielen Dank fürs Mitlesen!

    Schöne Grüße
    Dagmar

  8. Hans-Jürgen sagt:

    @Reimix

    Als einem Angehörigen der “das-Blog-Fraktion” brennt mir die Frage nach einem sachlichen Grund fürs Vermännlichen des Blogs auf den Nägeln. Ich würde Dir folgen, läg’ etwas Überzeugendes in Deiner Antwort; und die müsste nicht einmal gereimt sein.

  9. Hallo Hans-Jürgen,

    ein Blick in den Duden sollte Überzeugung genug sein: “Blog, das, auch der” steht da. Dazu kommt der Sprachgebrauch: Hier in Österreich hat sich ganz klar “der Blog” durchgesetzt. Außerdem sagt niemand “die Mail”, sondern alle “das Mail”. Auch das ist im Duden festgehalten und erlaubt.

    Sonnige Grüße
    Dagmar

  10. Hans-Jürgen sagt:

    @Dagmar
    Zuviel der Mühe.
    Geblättert hatte ich bereits selbst, keine Frage; aber es ging mir tatsächlich um eine andere als die bisher bekannten “formellen” (also im Duden zu findenden) oder “weichen” (also Sprachgebrauchs-) Antworten.
    Ich verspreche also, weiter die Ohren zu spitzen und gegebenenfalls hier zu informieren, wenn mir etwas Schlüssiges unterkommt.

  11. Bin froh, dass jemand mal auf diese Unart/ignorante Schreibweise verweist und habe auch gleich einen Tweet dazu “gepostet”: http://twitter.com/Bennorca/status/17093711372

  12. [...] Auch im relativ entspannten Sommer kann ich die i-Tüpfelreiterei in Sachen Rechtschreibung nicht ablegen und ärgere mich am laufenden Band über sprachliche Grausamkeiten auf Websites, in Läden, auf Schildern etc. Ganz oben auf meiner persönlichen Aggressionsliste stehen falsch gesetzte Apostrophe bei Präpositionen plus Artikel, also etwa: *Vielen Dank für’s folgen bei Twitter. Nähere Infos dazu gibt es in diesem Beitrag. [...]

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