Kommasetzung bei zwei Adjektiven

Wenn zwei Adjektive (also Eigenschaftswörter) ein Substantiv (also Hauptwort) beschreiben, stellt sich die Frage, ob zwischen diesen Adjektiven ein Komma gesetzt werden muss. Oft wird diese Frage leider falsch entschieden. Hier die Faustregeln:

1. Wenn zwischen den beiden Adjektiven ein und eingefügt werden könnte und diese Verbindung Sinn ergeben würde, muss ein Komma stehen. Beispiel: eine lange, mühsame Vorlesung.
Könnte auch heißen: eine lange und mühsame Vorlesung.
Das Komma dient hier also der Aufzählung.

2. Wenn diese Ersetzung durch und nicht möglich ist, darf kein Komma stehen.
Beispiel: ein schönes neues Jahr.
Schließlich wäre es absurd zu sagen: ein schönes und neues Jahr.
Das liegt daran, dass schönes neues Jahr als Einheit verstanden wird. Adjektive, die zusammen eine Einheit bilden, werden nicht durch Komma abgetrennt. Es handelt sich hier nicht um eine Aufzählung.
Weiteres Beispiel: die gute alte Zeit, eine berühmte spanische Schriftstellerin, eine wichtige amtliche Mitteilung.

Das sind mal die wichtigsten Informationen zu diesem Thema; es gibt natürlich auch eine Menge Grenzfälle, wo die Formulierung entweder als Aufzählung oder als Gesamtbegriff verstanden werden kann, wobei in solchen Fällen der Kontext ausschlaggebend ist.
Beispiel: die neuen, umweltfreundlichen Verfahren dieser Firma [= diese Firma hatte bisher keine umweltfreundlichen Verfahren]
die neuen umweltfreundlichen Verfahren dieser Firma [= diese Firma hat nur umweltfreundliche Verfahren und jetzt neue entwickelt]

7 Responses to Kommasetzung bei zwei Adjektiven

  1. Inuzuka sagt:

    Zum Teufel mit den Regeln. Sie sind dazu da, gebrochen zu werden. Sprache ist ein Ausdrucksmittel und Regeln sollten sich der Sprache anpassen und nicht umgekehrt (was ja letztendlich irgendwann auch geschieht..).

    Diese ganze vermaledeite deutsche Interpunktion ist immer noch schwierig (und wieder einmal nicht vereinfacht worden). Z. B. sehe ich nicht ein, weshalb ich z. B. in dem Satz “Er hat lange schöne Beine.” ein zwingend Komma setzen sollte. Ich fasse hier “schöne Beine” zusammen und beschreibe diese als lang. Die Beine wären in diesem Fall auch schön, wenn sie nicht lang wären.

    Umgekehrt genauso: “Er hat schöne lange Beine.” Damit möchte ich ausdrücken, dass mir seine Beine gerade deswegen gefallen, weil sie lang sind.

    Schreibe ich “Er hat schöne, lange Beine.” oder “Er hat lange, schöne Beine.” drücke ich damit nur aus, dass seine Beine lang und schön (oder schön und lang, vollkommen egal) sind, mehr nicht.

  2. Hauke sagt:

    Danke! Genau danach hatte ich gesucht!

  3. Danke! Habe das nämlich in der Schule nicht verstanden und mir es deswegen noch mal durchgelesen, weil wir morgen eine Deutsch – LK schreiben.

  4. lsos sagt:

    @Inuzuka: nur weil es in deinem beispiel egal ist, heißt das noch lange nicht, dass es immer egal sind (obwohl es auch hier einen kleinen unterschied gibt, aber egal…).

    ohne diese regeln könnte man vieles nicht genau und einfach ausdrücken und würde immer im schwammigen bleiben.

    und nur weil man die regeln nicht durchschaut, gleich zu fordern, dass man sie ignorieren soll, ist – verzeihung – dumm.

  5. Georg sagt:

    Gleichrangig oder nicht – mir gelingt es nicht, das auseinanderzuhalten.
    Die beiden Proben: ein „und“ einzufügen oder die Adjektive zu vertauschen, helfen mir oftmals nicht weiter.

    Viele schreiben „lange blonde Haare“, aber man kann doch auch ohne Sinnveränderung sagen „lange und blonde Haare“. Ebenso ändert sich der Sinn nicht bei „blonden, langen Haaren“. Warum also kein Komma zwischen lang und blond

    Das Beispiel „die alte steinerne Brücke“ aus dem Duden kann ich leider auch nicht nachvollziehen. Hier lässt sich doch auch ein und einfügen: „die alte und steinerne Brücke“. Vertauschen gibt mir auch kein Aufschluss, weil die „steinerne alte Brücke“ doch kein Unterschied zu der Ursprungsaussage macht

    Können Sie mir einen Tipp geben, wie ich nicht gleichrangige Adjektive besser erkennen kann?

    Liebe Grüße

  6. Hallo Georg,

    die Entscheidung, ob etwas als Aufzählung oder als Gesamtbegriff zu verstehen ist, ist oft subjektiv und gar nicht so einfach. Grundsätzlich kannst du auch “lange, blonde Haare” schreiben; in diesem Fall betonst du die Aufzählung. Für mich ist “lange blonde Haare” eher ein Gesamtbegriff, etwa wie “schönes neues Kleid”. Natürlich ist dieses Kleid sowohl schön als auch neu; warum es gemeinhin als Gesamtbegriff verstanden wird, kann ich leider nicht wirklich verständlich machen, auch wenn es für mich persönlich stimmig ist. Tut mir leid, dass ich hier keine “Erleuchtung” bieten kann.

    Sonnigen Gruß
    Dagmar

  7. Dominik sagt:

    Hallo Georg,

    ich versuche, das anhand eines Beispiels deutlich zu machen.

    Situation 1: Beschreibung einer Frau:
    »Wie sah sie denn aus?« – »Nun, sie trug eine kurze, graue Weste und hatte lange, blonde Haare.«

    Situation 2: Beschreibung zweier Blondinen:
    »Die erste hatte sehr helle blonde Haare, die andere besonders lange blonde Haare.

    Worin liegt der Unterschied? In 1) werden lediglich die Substantive (Weste und Haare) an sich beschrieben. Diese Substantive haben jeweils zwei gleichwertige Eigenschaften und die Adjektive werden durch ein Komma getrennt.
    In 2) werden nicht nur Haare, sondern speziell blonde Haare beschrieben. »Blonde Haare« fasst man hier als Einheit auf. Das blonde Haar soll als hell/lang beschrieben werden, nicht nur das Haar an sich.

    Zur steinernen Brücke:
    »Die alte, steinerne Brücke« bezeichnet eine Brücke, die alt und steinig ist.
    »Die alte steinerne Brücke« bezeichnet die steinerne Brücke, die schon alt ist.

    Textbeispiel:
    »In diesem Dorf führt eine alte, steinerne Brücke über den Fluss. Sie wird von den Anwohnern >alte steinerne Brücke< genannt.«
    Oder:
    »Die alte steinerne Brücke war nicht so schön wie die neue steinerne Brücke. Nicht mehr zu vergleichen mit einer alten, steinernen Brücke.

    Im ersten Fall wird von den Anwohnern der Ausdruck »alte steinerne Brücke« als Gesamtheit verstanden. Jeder im Dorf weiß, welche Brücke damit gemeint ist, die Adjektive gehören mehr zum Namen als dass sie die Brücke beschreiben. Anders eine beliebige »alte, steinerne Brücke«.

    Im zweiten Fall ist die Einheit »steinerne Brücke«. Es wird zwischen der alten und der neuen steinernen Brücke unterschieden. Hier wäre es sinnentfremdend von der neuen und steinernen Brücke zu sprechen. ;)

    Ich hoffe, die Unterschiede sind klar geworden.

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