Warum ein Asche spuckender Vulkan ein aschespuckender Vulkan ist

Treuen Leserinnen wird dieses Thema bekannt vorkommen – aber aus gegebenem Anlass sei dieser Klassiker hier erneut behandelt.

Handelt es sich bei dem Vulkan mit dem unaussprechlichen Namen um einen Asche spuckenden oder um einen aschespuckenden Vulkan?

Die Antwort gleich mal vorweg: Beide Schreibweisen sind richtig. Und hier ist die Erklärung: Wenn sich ein Substantiv (also hier Asche) und ein Partizip (also hier spuckend)  zusammentun, dann darf sowohl zusammen- und kleingeschrieben werden als auch getrennt und das Substantiv groß, ergo aschespuckend und Asche spuckend.

Das funktioniert allerdings nur bei Wörtern, bei denen im Vergleich zur “Langversion” ausschließlich das Relativpronomen eingespart wird:

Langversion: ein Vulkan, der Asche spuckt
Kurzversion: ein aschespuckender bzw. Asche spuckender Vulkan
Eingespart wird in der Kurzversion das Relativpronomen der. Ergebnis: Beide Varianten sind korrekt.

Ganz anders sieht es bei diesem Beispiel aus:
Langversion: ein Berg, der mit Schnee bedeckt ist
Kurzversion: ein schneebedeckter Berg
Eingespart wird in der Kurzversion nicht nur das Relativpronomen der, sondern auch die Präposition mit. Ergebnis: Nur die Klein- und Zusammenschreibung ist korrekt.

Mir ist klar, dass diese Regel einigermaßen schwierig und nicht leicht zu merken ist. Wer es sich einfach machen möchte, schreibt Verbindungen aus Substantiv und Partizip einfach immer klein und zusammen und ist damit auf der sicheren Seite. Aber bitte ohne Bindestrich!

4 Responses to Warum ein Asche spuckender Vulkan ein aschespuckender Vulkan ist

  1. Julia Neuper sagt:

    Liebe Dagmar,

    hier noch ein Streitpunkt in Sachen “Asche spuckender Vulkan”, der heute bei uns im Büro aufgekommen ist und wirklich ein Fall für einen Vollprofi ist:

    Eine Kollegin findet “Aschewolke”, wie es in allen Medien verwendet wird, falsch und plädiert für “AscheNwolke”, denn es heiße schließlich auch “Aschenbecher”. Ich finde Aschewolke richtig, kann das aber nicht ausreichend begründen. Was meinst du?

    Alles Liebe

    Julia

  2. Hallo Julia,

    ja, interessante Frage. Ich hab im Dudenband 9 nachgesehen und es handelt sich hier um eine Frage des Fugenzeichens. Außer dem bekannten Fugen-s gibt es nämlich auch die Fugenzeichen -e, -en, -es, -er etc.

    Zu “Asche” schreibt der Duden, dass Komposita mit Asche als Erstglied teils kein Fugenzeichen haben (aschblond, Aschkasten), teils das Fugenzeichen -e (Aschegehalt) und teils das Fugenzeichen -en (Aschenbecher, Aschenregen). Interessant finde ich in dem Zusammenhang, dass offensichtlich das -e, das ja die Endung des Nominativs Singular ist, als Fugenzeichen gilt (wohl weil der Stamm “Asch” ist).

    Wir sehen: Es ist kompliziert und weitestgehend willkürlich. Obwohl es also die Möglichkeit des Fugenzeichens -en gibt, klingt in meinen Ohren auch nur “Aschewolke” richtig. Grammatikalisch rechtfertigen ließe sich aber auch “Aschenwolke”.

    LG
    Dagmar

  3. Julia Neuper sagt:

    Sehr interessant! :-)

    Vielen Dank und schönes Wochenende

    Julia

  4. [...] Heute in der Früh las ich in der Zeitung von Gaddafi-treuen Gruppen. Ganz abgesehen von der Tatsache, ob es eine gute Idee ist, einem weitestgehend realitätsentrückten Diktator die Treue zu halten, stolperte ich über die Schreibweise Gaddafi-treu. Hier handelt es sich um eine Verbindung aus Substantiv und Adjektiv. Wenn sich ein Substantiv und ein Partizip zusammentun, wird es übrigens besonders kompliziert (mehr dazu hier und hier). [...]

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