GROSSBUCHSTABEN GEFÄLLIG?

Derzeit ereilen mich per E-Mail besonders viele Anfragen zu Themen, die meinen Leserinnen am Herzen liegen. Ich werde sie nach und nach behandeln; bitte um Geduld, wenn das etwas dauern kann.

Eine Frage betraf den Umgang mit GROSSBUCHSTABEN in Texten. Hier springt schon mal das Wichtigste, das es zu diesem Thema zu wissen gilt, ins Auge. Und zwar: Wo normalerweise ein ß steht, muss bei Schreibung mit Großbuchstaben ein SS stehen. Früher wurde an dieser Stelle gerne ein SZ verwendet, was ich auch gelegentlich noch sehe, aber laut Duden ist dies veraltet. Ausnahme: Erlaubt ist die Verwendung von ß bei Familiennamen, aus Gründen der Eindeutigkeit: Familie AßMANN. Bei der Schreibweise ASSMANN wüssten wir nicht, ob sich die Familie Assmann oder Aßmann schreibt.

Ansonsten sei noch daran erinnert, dass, falls bei der Großschreibung ein Wort einer anderen Sprache vorkommt, die entsprechenden Akzente etc. beibehalten werden müssen, also etwa: DIE KUNST DES SALVADOR DALÍ.

Von diesen orthografischen Aspekten mal ganz abgesehen, halte ich die exzessive Verwendung von Großbuchstaben für eine sehr schlechte Angewohnheit. Besonders seit den Zeiten des Internet wird die Verwendung von Großbuchstaben mit schreien gleichgesetzt. Komischerweise scheint sich das noch nicht überall rumgesprochen zu haben: Meine mexikanischen Freundinnen, die in früheren Zeiten nervtötende und augenschmerzerzeugende E-Mails in lauter Großbuchstaben schickten, posten nun auf Facebook … am liebsten in Großbuchstaben. ¡No me grites!, ist da meine Reaktion. Schrei mich nicht an. Nichts für ungut, aber irgendwann wird die „Netiquette” auch Mexiko erreichen.

Ein Überbleibsel aus Schreibmaschinzeiten ist wohl die Verwendung von Großbuchstaben in Verträgen, die ich häufig übersetze. Da ist dann also stets von den VERTRAGSPARTEIEN, von der VERKÄUFERIN und vom VERKÄUFER die Rede. Ich finde, die Fettsetzung würde den gleichen Zweck erfüllen, aber Juristinnen wird ja gerne das Festhalten an Altem nachgesagt.

Also: Es ist nicht falsch, Elemente, die uns wichtig und hervorhebenswert erscheinen, in Großbuchstaben zu schreiben, etwa Namen. Notwendig erscheint es mir nicht, zumal es dafür elegantere Methoden gibt, wie zum Beispiel die bereits erwähnte Fettsetzung und die Unterstreichung.

7 Responses to GROSSBUCHSTABEN GEFÄLLIG?

  1. Karin Heese sagt:

    Ja, da hast Du Recht. Und auch bei den Franzosen ist das eine fürchterliche Unart. Bei deren kurzen Wörtern geht das ja noch, aber wenn ich bei Marketingtexten dann mit etwas längeren Wörtern komme, dann wird das für den deutschen Leser eher zur Antiwerbung. Diesbezügliche Hinweise helfen manchmal, aber nicht immer…

  2. Vincent sagt:

    Jetzt eine ganz knifflige Frage: Im Französischen muss man bei der Großschreibung keine Akzente setzen. Wie ist’s nun, wenn ich ein französisches Wort oder einen französischen Ausdruck (z.B. “à la”) groß schreiben will?
    Ist es dann “À LA” oder “A LA”?

    Ich weiß, es ist sehr unwahrscheinlich, dass sowas aufkommt, doch interessant ist es schon.

  3. Hallo Vincent,

    also da haben wir offensichtlich einen unterschiedlichen Wissensstand. Während meines Französischstudiums wurde mir eingebläut, dass auch Großbuchstaben den entsprechenden Akzent zu tragen haben. Das bestätigen auch die Nachschlagwerke, etwa hier (Antidote):

    Dans le cas des mots écrits en capitales, on doit mettre les accents puisqu’en les omettant, le sens du mot pourrait changer (A/À, OU/OÙ, PORTE/PORTÉ).

    Dass diese Regel oft ignoriert wird, ist natürlich eine andere Sache.

    Es müsste also auf jeden Fall À LA heißen.

    LG
    Dagmar

  4. Karin Heese sagt:

    Schließe mich Dagmar an. Wunderschön korrekt ist französische Großschreibung mit Akzenten, aber im Alltag sind sie häufig auch ohne anzutreffen.

  5. Vincent sagt:

    In einem meiner Bücher steht, dass die Académie Française anrät, alles groß zu schreiben. Das erübrigt meine Frage also zu 99%.

  6. Stephensken sagt:

    Hallo Dagmar, nur eine kurze Anmerkung und eine Frage:

    Du schreibst “Schreibmaschinzeiten”, meinst aber sicher “Schreibmaschinenzeiten”!

    Wie ist der Genitiv von “Internet”?

  7. Hallo Stephensken,

    der Genitiv von “Internet” ist, siehe oben, entweder “des Internet” oder alternativ auch “des Internets”.

    Schöne Grüße
    Dagmar

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