Genitivbildung bei Lehnwörtern aus dem Englischen

Kürzlich beschrieb ein Leser eine schwierige Frage in einem Kommentar. Sie lautete folgendermaßen:

Wie ist das eigentlich mit dem Deklinieren fremdsprachiger Substantive und feststehender Wendungen in einem deutschen Satz? Das ist gerade dann immer wieder ein Problem, wenn sich diese Substantive oder Wendungen nicht übersetzen lassen, ohne dass bei der Übersetzung ein Teil des Sinns verloren geht.
Beispiel: Die Wendung Good War beschreibt im Englischen eine spezifische Wahrnehmung des Zweiten Weltkrieges, die sich nicht so einfach mit guter Krieg übersetzen lässt. Heißt es dann des Good War oder des Good Wars? Oder des Good War’s (um das Genitiv-s besonders zu betonen …)?

Keine einfache Frage. Ich fange mal am Schluss an: Auch wenn es verständlich ist, auf die grammatikalischen Regeln den Englischen zurückgreifen zu wollen, darf im Deutschen der Genitiv nicht mit Apostroph und -s gebildet werden.

In Band 9 schreibt der Duden Folgendes:

Der Genitiv wird bei aus dem Englischen entlehnten Wörtern auf -ing mit -s gebildet: die Vorzüge des Leasings. Bei seltener gebrauchten und insbesondere eigennamenähnlichen Fremdwörtern wird das Genitiv-s häufig weggelassen (besser ist die Form mit -s: die Schreibung des griechischen Beta[s]).

Natürlich endet Good War nicht auf -ing, weshalb der erste Fall keine Anwendung findet. Der zweite Fall bezieht sich wohl gleichermaßen auf Substantive, die aus dem Englischen entlehnt sind, als auch auf solche aus anderen Sprachen. Frau und man beachte das wunderschöne Adjektiv eigennamenähnlich. Darum handelt es sich meines Erachtens bei Good War. Angesichts der Formulierung im Dudenband denke ich, dass hier einiges an Entscheidungsspielraum besteht. Anscheinend gibt es hier keine verbindliche Regel und der Duden beschreibt vielmehr den vorherrschenden Usus beim Umgang mit diesen Fällen. In meinen Ohren klingt der Genitiv des Good War am schönsten. Wie geht es den anderen Expertinnen und Experten da draußen?

9 Responses to Genitivbildung bei Lehnwörtern aus dem Englischen

  1. Tony sagt:

    Hallo Dagmar,

    ein interessantes Thema. Für mich klingt die Entbehrlichkeit des Genitiv-S (Na super: Was ist eigentlich der Genitiv von “Genitiv-S”?!) in den genannten Fällen am sinnvollsten. Ein angehängtes S bringt kaum mehr Verständlichkeit (es sei denn, der Artikel entfällt).

    Eine ganz andere Anmerkung noch: Das Wort “man” hat keinerlei Geschlechtsbezug, hat mit dem “Mann” nichts zu tun und kann ergo – auch aus noch so gutgemeinten emanzipatorischen Gründen! – nicht mit “frau” ersetzt werden. ;-)

    Viele Grüße,
    Tony

  2. Hallo Tony,

    woher denkst du, dass das Pronomen “man” abstammt?

    Selbstverständlich kann alternativ das Pronomen “frau” verwendet werden. Du siehst ja: Ich tue es.

    LG
    Dagmar

  3. Salsa sagt:

    Das Pronomen “man” kann man aufgrund seiner Etymologie auch als “Mensch” verstehen. Man muss nicht alles negativ sexuell konnotieren, auch als Frau nicht.
    Und ich bin selbst eine Frau :)

    Schönen Abend

  4. Uli sagt:

    Bin eben durch Zufall auf die Seite gekommen. Gefaellt mir ziemlich gut.

  5. Martin sagt:

    Wie ist es dann eigentlich mit Eigennamen (auch häufig gebrauchten)?

    Heißt es “Das Auto des Wolfgang” oder “Das Auto des Wolfgangs”?
    Oder geht das gar nicht und es heißt nur “Wolfgangs Auto”?

    Viele Grüße, Martin

  6. Hallo Martin,

    am üblichsten ist auf jeden Fall “Wolfgangs Auto”. Gelegentlich wird, wenn der Personenname in Verbindung mit “Frau” oder “Herr” steht, eine “von”-Konstruktion verwendet, also so:

    Das Auto von Frau Hurtig.

    Schöne Grüße
    Dagmar

  7. Daniel sagt:

    Interessante Abhandlung zu dieser Thematik. Auch wenn das überhaupt nicht mein Fachgebiet ist, lese ich solche Analysen sehr gerne.
    Und meine Frage wurde auch beantwortet (“des Business Cases” vs. “des Business Case” – ich denke beides ist richtig).
    Danke!

  8. Reda sagt:

    jep rechtig, wenn ein Eigennamen da steht, dann Dativ wurd verwendet, so hat mich meine Lehrerin beigebracht :)

    LG
    Reda

  9. Hans Gruber sagt:

    Hallo,

    Der Einheitlichkeit halber sollte man bei allen Fremdwörtern, die im deutschen Satz im Genitiv stehen, das -s anhängen; auch bei den “eigennamenähnlichen”.

    Denn warum einmal so und das andere Mal wieder so? Und “klingt besser” ist sehr subjektiv.

    Viele Ausnahmen von einer Regel komplizieren nur.

    Hans

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