Geheimnisse rund ums Fugen-s
Heute widmen wir uns einem Thema für Fortgeschrittene. Eine Leserin meiner Facebook-Seite hat die Frage aufgeworfen.
Die Leserin fragte, ob es korrekt sei, bei zusammengesetzten Substantiven mit Fugen-s einen Bindestrich einzufügen, also etwa Staats-Geheimnis und Einkaufs-Gelegenheit.
Ich habe den Duden dazu befragt. Dort lese ich, dass sich bei solchen Zusammensetzungen ein Bindestrich erübrigt. Allerdings kann er aus Gründen der Übersichtlichkeit, besonders bei mehrgliedrigen Komposita, gesetzt werden. Als Beispiele werden angeführt:
Schulspartagsverlosung / Schulspartags-Verlosung
Stadtverwaltungsoberinspektorin / Stadtverwaltungs-Oberinspektorin
Es handelt sich also, wie die Leserin korrekt vermutete, um eine Kann-Regel. Es bleibt uns also selbst überlassen zu entscheiden, ob ein Bindestrich zur besseren Übersichtlichkeit und Lesbarkeit notwendig ist. Bei Wörtern wie Staatsgeheimnis, Hochzeitskleid, Empfangsbestätigung und auch Einkaufsgelegenheit scheint mir der Bindestrich nicht notwendig zu sein.
«Stadtverwaltungsoberinspektorin / Stadtverwaltungsoberinspektorin»
Was genau ist jetzt hier der Unterschied in der Schreibweise?
Danke für den Hinweis! Ist korrigiert.
Schweins-Braten? Ich finde, der Bindestrich sollte nur da stehen, wo es unbedingt sein muss. Und man kann auch auf einen altmodischen, aber klärenden Genitiv ausweichen: Oberinspektorin der Stadtverwaltung.
Vielen Dank für den Beitrag.
Am Ende hat sich ein kleiner Fehler eingeschlichen:
»[...] und auch Einkaufsgelegenheit scheint mir das Fugen-s nicht notwendig zu sein.«
Es sollte sicher heißen: »[...] scheint mir der BINDESTRICH […]«
Zum Thema Wortzusammensetzungen finde ich auch folgenden Beitrag lesenswert:
http://www.belleslettres.eu/artikel/schreibung-durchgekoppelte-wortzusammensetzungen.php
LG
Danke, Thomas!
Ich merke mir: Das Bloggen nach einer langen Nacht erhöht das Fehlerpotential deutlich.
Schweins-Braten?? Das ist doch unmöglich! Bei uns gibt es nur Schweinebraten…
Hallo Birgit,
die Verwendung des Fugen-s ist einer der klassischen Unterschiede zwischen dem Bundesdeutschen und der österreichischen Varietät des Deutschen.
Schönen Gruß
Dagmar
Wie immer: Lesenswert! Und schön, dass das Österreichische immer einen Platz bei dir hat, liebe Dagmar. Falls du einmal Lust hast, bei mir einen Gastartikel zu veröffentlichen, melde dich.
Herzlichen Gruß
Huberta
Danke, liebe Huberta! Dein nettes Angebot behalte ich sehr gerne im Hinterkopf; derzeit habe ich einiges um die Ohren.
“Potential”?
Diese Schreibweise ist meines Wissens veraltet. Die aktuelle ist: Potenzial.
Ich werde den Eindruck nicht los, dass manche Leser eine richtige Freude haben, Dagmar Fehler nachzuweisen.
“Potential” und “Potenzial” ist beides ok, der Duden empfiehlt “Potenzial”. Aber wer sagt, dass man sich daran halten muss?
Ein kurzer Blick auf die Website des Dudens genügt: http://www.duden.de/rechtschreibung/Potenzial
Herzlichen Gruß
Huberta Weigl
Danke für die Klarstellung, Huberta! Oft ist leider das subjektive Empfinden der Richtigkeit der eigenen Meinung so groß, dass kein Nachschlagwerk konsultiert wird. Was gerade bei der Rechtschreibung schade ist.
Das ist ein richtiger und interessanter Hinweis. Wäre gleich einmal ein Thema für einen neuen Artikel!
Und wir vergessen bitte auch niemals: Rechtschreibung ist nur für Schulen und andere Behörden verbindlich. Im übrigen (klein) ist sie ein lebendiger Organismus, der sich entwickelt und Einflüsse aufnimmt. Die legitimen Entwickler der Sprache sind die Kunstschaffenden, die Schriftsteller, Journalisten, Blogger, Dichter. Sie kann nicht von Politikern diktiert werden.
So erstrebenswert eine einheitliche Schreibung sein mag: Sie sollte sich auf Logik und Nützlichkeit gründen, nicht auf Willkür.
Und noch zum Potential: Das ist nicht so sehr veraltet, als veraltet worden. Also Willkür.
Liebe Dagmar! Bei uns ist die Frage aufgetaucht, wie man denn “Lieblings-T-Shirt” richtig schreibt?
Du hast doch sicher die richtige Antwort parat!
Liebe Grüße
Ingrid
Ich würde sagen, so wie Du es vorschlägst, Ingrid. Durchgekoppelt ist durch die Reform nicht aufgehoben, auch wenn unzählige und unsägliche Anglismen kopiert werden, siehe Firmen-, Marken- und Lokalnamen.