Binde- oder Gedankenstrich

Die QuartalsberichteBeim Lektorieren fällt mir oft auf, dass Binde- und Gedankenstriche verwechselt werden. Konkret wird häufig ein Bindestrich, also ein kurzer Strich, anstelle eines langen Gedankenstrichs verwendet, also etwa so:

*Diese positive Entwicklung wird sich-gute Konjunktur vorausgesetzt-auch im Jahr 2014 fortsetzen.

Manchmal ist es auch andersrum: Anstelle eines Bindestriches kommt ein Gedankenstrich zum Einsatz. Hier ein Beispiel:

*Unser Produkt– und Leistungsportfolio ist unübertroffen.

Vor kurzem stand ich vor der spannenden Frage, ob auf dem Deckblatt eines Quartalberichts ein Bindestrich oder ein Gedankenstrich zu verwenden wäre – konkret bei diesem Wort: Quartalsbericht 1.-3. Quartal oder aber Quartalsbericht 1. – 3. Quartal bzw. ohne Leerzeichen Quartalsbericht 1.–3. Quartal.

Ich habe lange in meinen Nachschlagwerken gesucht und dann im Duden folgende Information gefunden: „Als Zeichen für ‚gegen’ und ‚bis’ findet der Gedankenstrich Verwendung. Für ‚gegen’ (beispielsweise in Sportberichten) wird er mit Zwischenraum gesetzt. Für ‚bis’ wird er ohne Zwischenraum gesetzt.”

Vor diesem Hintergrund habe ich der Kundin folgende Schreibweise empfohlen: Quartalsbericht 1.–3. Quartal.

10 Responses to Binde- oder Gedankenstrich

  1. H. sagt:

    Hallo!

    Ja, das ist korrekt. Selbiges hatte ich vor ein paar Monaten ebenfalls recherchiert. Meines Erachtens ist aber auch der normale Strich bei einem “bis” richtig.

    Gruß H.

  2. Klaus Peschke sagt:

    Hallo!

    Am Besten gefällt mir die Unsitte, wenn bei einem Werbespot die Web- bzw. Mailadresse ein Devise als Minus bezeichnet wird. Und niemand sagt was dagegen …

    Zum Response von “H”: Ein “bis” ist einmal ein Minus und kein Devise, daher ist diese Meinung nicht richtig.

    Liebe Grüße,
    Peschke

  3. H. sagt:

    Also, lieber Herr Peschke, zunächst ist “am besten” ein Superlativ und somit kleinzuschreiben, zudem gehört an einen Gruß kein Komma. Ich verstehe Ihr “Deutsch” ansonsten auch nicht, obwohl ich darin bestens bin. Es heißt “die Devise”, nicht der, aber Sie meine wohl eher “Divis”. Den betreffenden Fall habe ich soeben nachgelesen, es scheint tatsächlich nur ein Gedankenstrich richtig zu sein. Danke für diese Korrektur! Gruß H.

  4. Sara sagt:

    Worauf ich schon lange eine Antwort suche: Bin ich denn nun eine Französisch-Deutsch-Übersetzerin oder eine Französisch–Deutsch-Übersetzerin? (Unterschied hier optisch leider nicht sehr gross, aber es geht um den Strich zwischen Französisch und Deutsch) Meine Übersetzerschule schreibt es mit Divis, ich bin aber eher für Gedankenstrich, weil es ja ein “von x nach y” ausdrückt. Mit dem Gedankenstrich sieht es aber etwas seltsam aus. Meinungen?

  5. Hallo Sara,

    für mich ist das ein klassisches Kompositum, das immer nach (kurzen) Bindestrichen verlangt: Französisch-Deutsch-Übersetzerin.

    Schönen Gruß
    Dagmar

  6. vera sagt:

    Entspinnt sich ein kurzer Dialog.

    “Wie ist denn Ihre E-Mail-Adresse?”

    “Sie lautet ottilie Punkt normal ät t Divis online Punkt de”

    “Bitte — wie?”

    [Wiederholung]

    “Entschuldigen Sie — könnten Sie den letzten Teil nochmals wiederholen?”

    “Sie lautet ottilie Punkt normal ät t Divis online Punkt de”

    “Ich habe es leider immer noch nicht verstanden – könnten Sie den letzten Teil …”

    “Sie lautet ottilie Punkt normal ät t Divis online Punkt de. Also t Minus online Punkt de.”

  7. Interessant, ich habe bei den Studienarbeiten meiner Kunden auch oft das Problem, dass sie die Striche wild durcheinander verwenden.
    Ein Blick in den aktuellen Wahrig sagt mir zu “Bindestrich”: “[Er] kann als Gedankenstrich, als Rechenzeichen und als Zeichen für ,bis’ verwendet werden, z. B. 13.–14. Jahrhundert.”
    Die Rede ist also von Bindestrich (kurz), verwendet wird aber ein Gedankenstrich (lang). Echt kompliziert ausgedrückt!
    Jedenfalls ohne Leerzeichen, was der DIN 5008 widerspricht, die “5 – 15 %” (mit kurzem Strich und Leerzeichen) als richtig angibt.

  8. Andreas S sagt:

    Guten Tag zusammen,

    Zitat: „Als Zeichen für ‚gegen’ und ‚bis’ findet der Gedankenstrich Verwendung. Für ‚gegen’ (beispielsweise in Sportberichten) wird er mit Zwischenraum gesetzt. Für ‚bis’ wird er ohne Zwischenraum gesetzt.”

    Und welche logische Begründung gibt es dafür? Ich kann für mich argumentieren: Wenn der Gedankenstrich ein Wort ersetzt, dann stehen vor und hinter diesem Wort Leerzeichen. Die dürfen nicht einfach verschwinden. Da ist es egal, welches Wort ich anstelle des Gedankenstriches dazwischen setze.
    Die genannte Ausnahme bezieht sich hier nach meinem Empfinden ganz spezifisch auf die Gattung “Sportberichte” (und hier besonders auf die Spielpaarungen, die als Bündel vor der Tabelle stehen; hier findet man “alles, was möglich ist”).

    Binde- und Gedankenstriche werden häufig von den Textverarbeitungsprogrammen aktiv definiert; es gibt sogar Programme, die in der Standardeinstellung ALLE Striche lang setzen (zumindest gab es die mal).
    Word macht zumindest bei mir in der Standardeinstellung aus einem Bindestrich mit Leerzeichen davor und danach einen Gedankenstrich.

    Ansonsten sollte man sich fragen, ob z. B. “… im 13. bis 14. Jahrhundert …” nicht besser zu seinem Text passt als “… im 13.–14. Jahrhundert …” Oder man schreibt “… zwischen 1220 und 1385 ….”. Insbesondere dann, wenn ein Gedankenstrich zu viele Funktionen übernimmt (Satzgliederung, Vorzeichen, Formelzeichen, “bis”-Zeichen, “gegen”-Zeichen, Listenzeichen) sollte man sich nach Alternativen umsehen.

  9. Ingrid sagt:

    Liebe Dagmar!
    Bin einmal mehr auf ein für mich nicht lösbares Problem gestoßen:
    Wie schreibe ich “die Unter-Zwölfjährigen” richtig?
    Lieben Dank und herzliche Grüße
    Ingrid

  10. Ingrid sagt:

    Liebe Dagmar!
    Meine Frage bezüglich der “Unter-Zwölfjährigen” hat mir keine Ruhe gelassen, und ich habe letztendlich die Lösung unter dem Begriff Achtjährige im Duden gefunden. Richtig müsste es demnach heißen: “die unter Zwölfjährigen”.
    Liebe Grüße
    Ingrid

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